Geschichte

Vier Generationen Messerschmiede

Gruppenbild
Die Schoders der zweiten und dritten Generation in der Messerschmiede.

Der Firmengründer

Fritz Schoder

1863-1930

Die Familie Schoder stammt aus Birr im Kanton Aargau. Fritz wurde in Zofingen geboren wo die Schule besuchte und eine Messerschmiedelehre absolvierte. Die Wander- und Gesellenjahre verbrachte er in Delsberg, Yverdon und Lausanne.

1886 heiratete er Verena Maria Glauser von Burgdorf (1865-1935).

 

Im gleichen Jahr übernahm er das Geschäft von Messerschmied Schenk beim Mühlegässli in Thun. Er war im Beruf tüchtig und erfolgreich, was ihm ermöglichte 1905 das Haus Obere Hauptgasse 64 zu erwerben sowie den Betrieb zu verlegen und erweitern.

 

Er war Mitbegründer des Schweizerischen Messerschmiede-Verbands und jahrelang Präsident des Handwerker und Gewerbevereins von Thun. Er war auch Mitglied der Stadtmusik, der Schützen, Turner und 25 Jahre Geräteführer bei der Feuerwehr. Eine Vorliebe galt auch der Chormusik.

 

Die Familie Schoder hatte drei Söhne, Fritz, Hans Otto und Paul. 1928 verkaufte Fritz Schoder den Söhnen Hans Otto und Paul das Geschäft.

 

2. Generation: F. Schoder, Söhne

Fritz Schoder

1887-1948

Nach der Lehre arbeitete er zuerst im elterlichen Betrieb. 1918 eröffnete er eine eigene Messerschmiede im Haus Bälliz 9.

 

Hans Otto Schoder

1888-1961

Er war von Beruf Kaufmann. Zusammen mit seiner Ehefrau Ottilia Schoder-Künzli führte er das Ladengeschäft des von ihm zusammen mit seinem Bruder Paul 1928 übernommenen väterlichen Betriebes.

 

Paul Schoder

1889-1970

Nach der Lehre als Messerschmied arbeitete er im Betrieb seines Vaters weiter. Er verheiratete sich mit Margaritha Wyttenbach von Goldiwil.

Von 1928-1961 an führte er den Betrieb zusammen mit seinem Bruder Hans Otto. Nach dessen Tod übertrug er das Haus mit Laden und Werkstatt 1963 seinem Sohn Paul.

 

3. Generation: Paul Schoder

Ernst Schoder

1920

Nach der Lehre arbeitete er zusammen mit seinem Bruder Paul im Betrieb. Aus wirtschaftlichen Gründen nahm er dann eine Stelle bei der Metallbaufirma Friedli im Gwatt an. Heute lebt er in Spanien.

 

Paul Schoder

1921-1991

Seine Ausbildung erhielt er im Familienbetrieb. 1953 heiratete er Hedi Steuri. Den Betrieb übernahm er im Jahr 1963 von seinem Vater und führte ihn zu-sammen mit seiner Ehefrau bis zu seinem Tod 1991.

 

4. Generation

Manfred Schoder

1958

Er kehrte nach der Lehre bei Messerschmied Gorttfried Zaugg in Zollbrück 1978 in den elterlichen Betrieb zurück. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1992 das Geschäft.

Den Laden führt bis heute seine Mutter Hedi Schoder.

 

Das Messerschmiedehandwerk im Laufe der Zeit

Geschichte der Messerschmiede

 

Messer sind seit ältesten Zeiten wohl die wichtigsten Geräte in Haushalt und Hand-werk. Das Aufkommen des Werkstoffs Eisen vor rund 2000 Jahren brachte neue Möglichkeiten bessere Waffen, Werkzeuge und Messer herstellen zu können.

Das Schmiedehandwerk begann sich im Mittelalter zu spezialisieren. So gab es zum Beispiel Zeug-, Wagen, Huf-, Nagelschmiede und natürlich auch Messerschmiede. Das Schleifen wurde anfangs noch in speziellen Betrieben ausgeführt. Schon früh gab es auch reine Händler, die so genannten Messerkrämer. In Thun sind Messerschmiede seit dem 15. Jahrhundert bekannt.

 

Die Messerschmiede Schoder

 

Bei der Geschäftseröffnung 1886 übte Fritz Schoder alle drei Bereiche des Messerschmiedehandwerks aus:

  • das Schmieden von Messern und Werkzeugen
  • das Schleifen
  • den Handel mit Messern und Zubehör.

Im Laufe der Zeit änderten sich die Schwerpunkte des Betriebs. Während am Anfang noch ein grosses Sortiment von verschiedenen Messern selbst hergestellt wurde, verlagerte sich die eigene Produktion auf Spezialwerkzeuge.

 

F: Schoder Söhne

Gewöhnliche Messer wurden nun industriell in grossen Serien und preisgünstig fabriziert. Zum Kundenkreis der Messerschmiede Schoder gehörten von Anfang an vor allem Handwerker (Metzger, Wirte, Coiffeure) und Bauern. So wurden nun besonders für sie Spezialwerkzeuge entwickelt und hergestellt, zum Beispiel Gartenwerkzeuge, Hippen, Baum- und Stangenscheren und für die Bauern ein spezielles Sackmesser, Klauenpflegewerkzeuge, Kastriermesser für Schweine sowie Tondeusen für Schafe und Pferde.

 

Paul Schoder

Von nun an stand das Schleifen von Messern, Scheren und Werkzeugen im Vordergrund. Die Herstellung von eigenen Produkten beschränkte sich auf einige wenige Spezialwerkzeuge wie Käserindenhobel, Klauenmeissel und Messer für Flachdacharbeiten.

 

Manfred Schoder

In der Werkstatt stehen heute Schleif- und Reparaturarbeiten im Vordergrund. Im Ladengeschäft schätzt eine Privatkundschaft aus dem In- und Ausland sowie Berufsleute wie Köche, Gärtner und Fachschulen die kompetente Beratung. Auch viele Touristen geniessen die besondere Atmosphäre im althergebrachten Laden.

 

Die Messerschmiede Schoder ist der letzte traditionelle Betrieb seiner Art in Thun.

 

Das Geschäftshaus an der Oberen Hauptgasse 64

Fritz Schoder erwarb das Haus 1904 vom Apotheker Franz Walter Kocher. Dieser war auch der Besitzer der anstossenden, seit 1786 bestehenden, Apotheke (Nr. 62). Sein Vater hatte das Nachbarhaus 1890 gekauft um den Eingang der beiden Häuser zusammenlegen und ins Haus Nr. 64 zu verlegen können. Dies ermöglichte ihm das Erdgeschoss seiner Apotheke zu erweitern. Der gemeinsame Eingang zu den beiden Häusern besteht noch heute.

 

1905 liess Fritz Schoder die Werkstatt vergrössern und darüber eine hübsche Laube erstellen.

 

Nach dem Inventar der erhaltenswerten Bauten stammt das Haus aus dem 17. Jahrhundert, dürfte aber im Kern älter sein. Vermutet wird ein prägender Umbau durch Verputz der ursprünglichen Riegfassaden um 1820. Erwähnt werden auch qualitätsvolle Wandtäfer aus dem 18. Jahrhundert, Louis-XVI-Stukkaturen und Felderparkett um 1850. Der liegende Dachstuhl und die Ründeverschalung dürften noch aus dem 17. Jahrhundert stammen. Das Haus gilt trotz verschiedenen Eingriffen als eines der bedeutendsten Thuner Häuser.

 

Im Untergeschoss sind noch Reste des Durchgangs unter den Häusern, der von der Freienhofgasse zum Mühlegässlein führte, zu erkennen.